Visuelles Theater nach Motiven von Hans Henny Jahnn, 70 Min., nonverbal
Nicht das antike Korinth, sondern Amerika in den Fünfzigern – Medea ist hier weder eine Fremde noch kaltblütige Rächerin, sondern Teil einer „normalen“ Familie. Doch das Familienidyll ist umkämpftes Terrain für Liebe, Macht und soziale Stellung. Strahlende Perfektion, eine inzestuöse Geschwisterbeziehung, ein Ehebruch, die unaufhaltsame Abwärtsspirale an deren Ende der Kindsmord steht. Zwischen Schauspiel, Choreografie und Performance und wie unter einem Mikroskop extrahiert diese Medea-Variante die Beziehungs- und Gewaltstrukturen sowie die Vereinnahmungs- und Unterdrückungsmechanismen des 20. Jahrhunderts, das eigentlich angetreten war, das Ende der Barbarei einzuläuten.
Hallimasch Komplexist ein Theaterkollektiv, das Gesamtkunstwerke an der Schnittstelle zwischen Schauspiel, Choreographie, Installation und rhythmischer Komposition schafft. Die Grenzen des klassischen Schauspiel- und Sprechtheaters werden dabei aufgelöst. Das Stammteam des Ensembles besteht aus elf Personen, die in den Bereichen Schauspiel, Figuren- und Objekttheater, Regie, Bühne, Kostüm, Sounddesign und Dramaturgie tätig sind. In hermetischen Bühnenwelten werden die Regeln, die wir in der Wirklichkeit als gesetzt annehmen, radikal umgestellt, sodass deren Fremdheit und Eigenartigkeit wieder klar spürbar ist.
In Kooperation mit Kampnagel Hamburg
Regie: Rieke Süßkow · Spiel: Aleksandra Corovic, Max Kurth, Stephan Q. Eberhard, Richard Zapf, Julia Wachsmann, Sarah Zelt · Sounddesign, Regieassistenz: Jacopo Asam · Dramaturgie: Katharina Fröhlich · Bühne: Lukas Fries · Kostüm: Marlen Duken ·Musik: Lydia Sarges · Produktion: Lisa Schöttel · Bühnenassistenz: Lea Harberts, Jana Mehner · Kostümassistenz: Denise Agyei-Manu, Coline Jud · Fotos: Nadja Häupl
Gefördert durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Theater, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder